Das fachspezifische Zitieren in der Medizin: Unterschied zwischen den Versionen

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In medizinischen Dissertationen finden sich häufig Übernahmen aus anderen unzitierten Arbeiten dieser Art:
 
In medizinischen Dissertationen finden sich häufig Übernahmen aus anderen unzitierten Arbeiten dieser Art:
  
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Die violette Textmarkierung zeigt an, dass hier nicht nur Fließtext, sondern auch Quellenangaben aus einer (weiteren) ungenannten Quelle (von der Plagiatssoftware mit einer violetten hochgestellten „26“ markiert) übernommen wurden. Eigentlich wäre dies nicht lege artis. In der Medizin wird bei Stellen dieser Art allerdings nur allzu oft „milde gelächelt“, so der Berliner Plagiatsexperte Gerhard Dannemann in privater E-Mail-Korrespondenz mit Stefan Weber.  
 
Die violette Textmarkierung zeigt an, dass hier nicht nur Fließtext, sondern auch Quellenangaben aus einer (weiteren) ungenannten Quelle (von der Plagiatssoftware mit einer violetten hochgestellten „26“ markiert) übernommen wurden. Eigentlich wäre dies nicht lege artis. In der Medizin wird bei Stellen dieser Art allerdings nur allzu oft „milde gelächelt“, so der Berliner Plagiatsexperte Gerhard Dannemann in privater E-Mail-Korrespondenz mit Stefan Weber.  

Version vom 26. November 2021, 08:50 Uhr

Die in der Medizin dominante Zitierweise ist die numerische. Es gibt allerdings auch Methodenliteratur, die die Wahl lässt zwischen numerischer Zitierweise und Autor-Jahr-Zitierweise.[1] Ein Blick in die Methodenliteratur für wissenschaftliches Arbeiten in der Medizin zeigt, dass den Zitiertechniken kaum Platz und Bedeutung gewidmet wird. Es scheint so, als würde das Zitieren als Handwerkszeug vorausgesetzt werden. Hinweise auf das Plagiatsproblem sucht man in der medizinischen Methodenliteratur überhaupt vergeblich. Interessanterweise thematisieren Ratgeber für medizinische Promotionen häufig nur die Zitierweise im Literaturverzeichnis, aber nicht im Fließtext.[2]

In medizinischen Dissertationen finden sich häufig Übernahmen aus anderen unzitierten Arbeiten dieser Art:

Zitieren-medizin.png

Die violette Textmarkierung zeigt an, dass hier nicht nur Fließtext, sondern auch Quellenangaben aus einer (weiteren) ungenannten Quelle (von der Plagiatssoftware mit einer violetten hochgestellten „26“ markiert) übernommen wurden. Eigentlich wäre dies nicht lege artis. In der Medizin wird bei Stellen dieser Art allerdings nur allzu oft „milde gelächelt“, so der Berliner Plagiatsexperte Gerhard Dannemann in privater E-Mail-Korrespondenz mit Stefan Weber.

Im Moment ist strittig, ob solche ‚Literaturreferate‘ (auch: Blindreferenzen, das heißt aus anderen, ungenannten Quellen abgeschriebene Referenzen) als Plagiate zu werten sind oder nicht. Die Medizin hat hier schlichtweg noch keine einheitlichen Standards entwickelt. Andererseits werden aber auch auf der bundesdeutschen Plagiatsaufdecker-Plattform VroniPlag Wiki immer wieder plagiierte medizinische Dissertationen dokumentiert. Es kommt dann immer auch nicht nur auf die Qualität, sondern auch auf die Quantität der Funde an.[3]

Ein derzeit einigermaßen verbindlicher Zitierstandard für die Medizin, im Speziellen die Bio-Medizin, ist in einem Paper aus dem Jahr 2020 festgeschrieben. Sie darüber hinaus für die Medizin in Österreich auch TRIMMEL 2009 und in Kurzform TRIMMEL 2014.

Fußnoten

  1. Siehe etwa WEIß, Christel/BAUER, Axel W. (20083): Promotion. Die medizinische Doktorarbeit – von der Themensuche bis zur Dissertation. Stuttgart/New York: Thieme, S. 147.
  2. Siehe etwa BAUR, Eva-Maria/GRESCHNER, Martin/SCHAAF, Ludwig (20004): Praktische Tipps für die medizinische Doktorarbeit. Berlin/Heidelberg: Springer, S. 57.
  3. Ein drastisches Beispiel einer zu 100 Prozent plagiierten medizinischen Dissertation ist hier dokumentiert: https://vroniplag.wikia.org/de/wiki/Ali