Plagiatssoftware

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„Plagiatssoftware“ meint eigentlich immer eine Software zur Entdeckung von Textübereinstimmungen, die dann vom menschlichen Interpreten als Plagiat, Zitierfehler, korrektes Zitat oder zufällige Übereinstimmung bewertet werden müssen. Insofern handelt es sich eigentlich um Software zur Anzeige von Übereinstimmungen mit einer sehr großen Grundgesamtheit von anderen Texten (die Zahl geht bei führenden Herstellern in die Billionen).

Die Geschichte der Plagiatssoftware begann 1997 mit der Markteinführung von Turnitin in Amerika. Seit 2001 wird diese Software auch an deutschsprachigen Hochschulen verwendet. 2009 wurde die deutsche Plagiatssoftware PlagScan ausgerollt. Österreich hinkt der Entwicklung hinterher. So wurde die Schnittstelle (API) zwischen dem Learning Management System Moodle und der Plagiatssoftware Turnitin erst im Mai 2018 von der Universität Wien allen Lehrenden zur Verfügung gestellt. Im Herbst 2021 soll Turnitin – ebenfalls gekoppelt an das Learning Management System TUWEL (eine Variante von Moodle) – an der TU Wien ausgerollt werden.

Die führenden Anbieter sind derzeit Turnitin, Scribbr, PlagScan, Ouriginal und Docoloc. Turnitin gilt für viele Anwender als beste Lösung, was sich alleine schon durch die simple Tatsache erklärt, dass die Software am längsten am Markt ist und damit am weitesten zurück in das vergangene Internet ‚sehen‘ kann. In der Tat findet Turnitin problemlos Übereinstimmungen mit Texten, die etwa im Jahr 2003 online waren und dies seit vielen Jahren nicht mehr sind. Mit dem damals gültigen Link (URL) empfiehlt sich dann der Besuch der Wayback Machine[1]. Scribbr greift ebenfalls auf die Turnitin-Datenbank zurück, allerdings ohne die von Universitäten hochgeladenen und im Repository zugänglich gemachten Arbeiten. Während Turnitin nur für Bildungsinstitutionen als Lizenznehmer erhältlich ist, kann Scribbr von jeder Person benutzt werden. Auch die bundesdeutsche Software PlagScan (jüngst zusammen mit dem Anbieter Urkund auch unter dem Markennamen Ouriginal auftretend) kann sowohl von Bildungsinstitutionen (Lizenzmodell) als auch von Einzelpersonen direkt auf der Unternehmenswebsite genutzt werden. Ein weiterer bundesdeutscher Anbieter, der auch wie PlagScan von einigen österreichischen Universitäten eingesetzt wird, ist Docoloc.

Turnitin ist eigentlich ein universitärer Einreichdienst, dessen bekanntestes Feature die Plagiatsprüfung ist, die bei Turnitin Originality Check heißt. Das Lizenzmodell von Turnitin umfasst eine Grundgebühr und einen Endpreis, der sich nach der Anzahl der Studierenden richtet.[2] Da die Universitäten also Turnitin nach der Gesamtanzahl der Studierenden pro Jahr bezahlen und nicht etwa nach der Anzahl der hochgeladenen Dokumente oder der Anzahl der insgesamt hochgeladenen Zeichen pro Jahr, spricht nichts gegen ein flächendeckendes Ausrollen von Turnitin von Anfang an, das heißt ab der ersten schriftlichen Prüfung oder der ersten schriftlichen Arbeit.

Bei der Plagiatsprüfung mit Turnitin und anderen Plagiatssoftware-Anbieter ist grundsätzlich zu beachten, dass die Einwilligung des Studierenden für die Prüfung vorher eingeholt werden muss. Durch den Upload auf den Server einer Plagiatssoftware entsteht eine Digitalkopie, die bei Nicht-Einwilligung des Studierenden seine Urheberrechte verletzen würde. Die meisten Universitäten, die mit Turnitin arbeiten, bieten hier bereits digitale Lösungen und auch ein ‚globales Häkchen‘ zur Einwilligung in die elektronische Plagiatsprüfung aller während eines Studiums eingereichten Arbeiten an.

Die Universität Wien erklärt die Berechnung der Kosten von Turnitin so:

„Es wird ermittelt, wie viele Full Time Equivalents (FTE) die Institution hat. Pro FTE wird ein fixer Satz verrechnet. Spielraum hat man in den Verhandlungen nur hinsichtlich der Auslegung, wie man jeweils FTE definiert. Also ob z. B. die Uni Wien tatsächlich 90.000 Studierende hat. Lizenzierung nach FTEs bedeutet natürlich, dass es keine Obergrenze der zu prüfenden Exemplare bzw. Seiten gibt. Andere Systeme wie z. B. Docoloc verrechnen nach wie vor pro geprüfter Seite.“[3]

Aktuelle Weiterentwicklungen von Plagiatssoftware beschäftigen sich mit der Detektion von Fremdsprachenplagiaten (z. B. Turnitin Translated Matching[4]) und von Autoren/Ghostwritern (z. B. PlagScan Author Metrics[5]). Ein weiteres neues Feature ist die Möglichkeit für Studierende, seine eigene fertig gestellte Arbeit mit Digitalkopien der verwendeten Literatur selbst abzugleichen (siehe den Scribbr Own Sources Checker[6]).

Fußnoten