Paraphrase

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Der Begriff der Paraphrase ist sehr problematisch, weil er eigentlich Umschreiben eines Textes mit anderen Wörtern bedeutet und diese Praxis nicht im Sinne der wissenschaftlichen Textproduktion ist. Wenn ein Text nur umgeschrieben wird, findet eine Synonym-Ersetzung oder im ‚besten‘ Fall eine Neuformulierung von Halbsätzen statt, wobei derselbe Sachverhalt erneut geschildert wird. Den Sinn und Zweck dieser Übung hat bis heute niemand klar gemacht. Es gibt deshalb immer deutlichere Bestrebungen, Paraphrasen im Sinne einer Umschreibarbeit anderer Texte ganz aus der Wissenschaft zu verbannen.

Der Begriff „Paraphrase“ taucht leider in der Methodenliteratur mitunter auch beim sinngemäßen (indirekten) Zitat auf, wodurch der Eindruck erweckt wird, als bedeute „Formulierungen in eigenen Worten“ eben dieses Umschreiben auf einer semantischen Ebene:

„In Abgrenzung zum direkten Zitat bezeichnet man jede Form einer textlichen Anlehnung, sinngemäßen Wiedergabe oder auch nur stützenden Argumentation unter Verwendung fremder Gedanken und Ausführungen als indirektes (sinngemäßes) Zitat (Paraphrase).“[1]

Aber warum ist hier überhaupt die Rede von einer „textlichen Anlehnung“, wenn schon im Folgesatz Theisen von „der Notwendigkeit“ schreibt, dass auch beim indirekten Zitat „der eigene Text vollständig selber formuliert werden muss“.[2] Das Problem ist, dass so die Grenze zwischen Abschreiben, Umschreiben und komplettem Neuschreiben nicht vermittelt werden kann: Dem relativ hirnlosen Umschreiben ist Tür und Tor geöffnet.[3]

Fußnoten

  1. THEISEN, Manuel René (202118): Wissenschaftliches Arbeiten. Erfolgreich bei Bachelor- und Masterarbeit. München: Franz Vahlen, S. 158. (Hervorhebungen im Original)
  2. THEISEN, Manuel René (202118): Wissenschaftliches Arbeiten. Erfolgreich bei Bachelor- und Masterarbeit. München: Franz Vahlen, S. 158.
  3. So meine Kritik bereits 2011: https://www.zeit.de/studium/hochschule/2011-07/althusmann-plagiat-umschreiben