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== Sinngemäßes Zitat, auch indirektes Zitat (unpassend auch: „inhaltliches Zitat“) ==
 
== Sinngemäßes Zitat, auch indirektes Zitat (unpassend auch: „inhaltliches Zitat“) ==
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Hauptregel 1: Ein sinngemäßes Zitat ist die Wiedergabe einer Idee, eines Gedankenkerns eines anderen Autors in ausnahmslos eigenen Worten, Satzteilen und Sätzen. Es darf nicht als „Umformulierung“ oder „Umschreibung“ des Originals missdeutet werden und schon gar nicht mit Wiedergabe in indirekter Rede verwechselt werden. Es werden keine Anführungszeichen verwendet. Anfang und Ende eines sinngemäßen Zitats müssen deshalb durch die Platzierung der Quellenangabe mit „Vgl. N.N.“ klar und unmissverständlich markiert werden.
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Nebenregel 1: Ein bloßes „Umschreiben“ von Textteilen anderer Autoren – eigenhändig oder mit Paraphrasier-Software – ist nicht erlaubt, verfehlt den Sinn wissenschaftlichen Zitierens und konstituiert in keinem Fall ein sinngemäßes Zitat. Paraphrasen bzw. Paraphrasierungen im so verstandenen Sinne sind keine gute wissenschaftliche Praxis. Sinngemäß Zitieren bedeutet immer, den Sinn, die Idee einer Textpassage eines anderen Autors zu erfassen. Dies schließt eine bloße Synonym-Ersetzung, also eine Arbeit auf rein redigierender und syntaktischer Ebene von vornherein aus.
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<p class="box-header">'''Hauptregel 1'''</p>
 
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Nebenregel 2: Sinngemäße Zitate können sich auf ganze Werke beziehen, wie etwa in diesem Beispiel: „Die Anwendung des Autopoiesis-Begriffs auf soziale Systeme (vgl. LUHMANN 1984) ist umstritten.“ Aus dieser Nebenregel folgt nicht, dass bei sinngemäßen Zitaten überhaupt nie Seitenzahlen angegeben werden müssen, wie es eine oft gehörte Missinterpretation der APA-Zitierweise in nicht-psychologischen Disziplinen annimmt: Sobald sich sinngemäße Zitate auf mehrere Seiten oder auf eine Stelle auf einer bestimmten Seite beziehen, sind diese Seitenzahlen entsprechend anzugeben. Dies gilt zumindest in allen Geistes- und Sozialwissenschaften mit Ausnahme der empirischen Psychologie.
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Ein sinngemäßes Zitat ist die Wiedergabe einer Idee, eines Gedankenkerns eines anderen Autors in ausnahmslos eigenen Worten, Satzteilen und Sätzen. Es darf nicht als „Umformulierung“ oder „Umschreibung“ des Originals missdeutet werden und schon gar nicht mit Wiedergabe in indirekter Rede verwechselt werden. Es werden keine Anführungszeichen verwendet. Anfang und Ende eines sinngemäßen Zitats müssen deshalb durch die Platzierung der Quellenangabe mit „Vgl. N.N.“ klar und unmissverständlich markiert werden.
 
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Nebenregel 3: Sinngemäße Zitate sind auch keine „Zusammenfassungen“ der Texte anderer, wie auch oft in Lehrbüchern fälschlicher Weise nachzulesen ist. Dabei handelt es sich allenfalls um Exzerpte, und diese sind lediglich als Vorstufe der eigentlichen wissenschaftlichen Arbeit zu betrachten. Selbstverständlich sind Zusammenfassungen fremder Positionen in ausnahmslos eigenen Worten möglich, aber dann ist dies gleich zu Beginn der Zusammenfassung klar anzugeben (etwa: „Im Folgenden fasse ich Habermas‘ Kritik des Fernsehens zusammen:“).
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Nebenregel 4: Der Quellenverweis mit „Vgl.“, welcher hauptsächlich in den Geisteswissenschaften Verwendung findet, in der Psychologie eine spezielle Bedeutung hat und in den Naturwissenschaften praktisch nicht verwendet wird, sollte immer ‚vor Ort‘ des sinngemäßen Zitats platziert, idealerweise bei längeren Sinneinheiten vor der sinngemäßen Wiedergabe oder bei kürzeren Sinneinheiten sofort danach.
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<p class="box-header">Nebenregel 1</p>
 
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Nebenregel 5: Eine Platzierung des „Vgl.“-Quellenverweises am Ende eines Absatzes, der meist aus mehreren Sätzen besteht, oder gar am Ende eines (Unter-)Kapitels ist immer unerlaubt, weil damit für den Leser der Bezug des Quellenverweises auf den Text und das Ausmaß des sinngemäßen Zitats nicht mehr erkennbar ist. Die Diskussion darüber, ob der „Vgl.“-Quellenverweis vor oder nach dem Punkt des letzten Satzes eines Absatzes platziert werden soll („Bezug nur auf den letzten Satz oder den ganzen Absatz“), laufen daher ebenso ins Leere: Warum sollte sich ein sinngemäßes Zitat auf den letzten Satz eines Absatzes beziehen, was ist mit den restlichen Sätzen des Absatzes?
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Ein bloßes „Umschreiben“ von Textteilen anderer Autoren – eigenhändig oder mit Paraphrasier-Software – ist nicht erlaubt, verfehlt den Sinn wissenschaftlichen Zitierens und konstituiert in keinem Fall ein sinngemäßes Zitat. Paraphrasen bzw. Paraphrasierungen im so verstandenen Sinne sind keine gute wissenschaftliche Praxis. Sinngemäß Zitieren bedeutet immer, den Sinn, die Idee einer Textpassage eines anderen Autors zu erfassen. Dies schließt eine bloße Synonym-Ersetzung, also eine Arbeit auf rein redigierender und syntaktischer Ebene von vornherein aus.
 
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Nebenregel 6: Da bloße Umformulierungen längerer Passagen aus fremden Werken mit einem „Vgl.“-Quellenverweis am Absatzende immer in die Nähe eines Plagiats geraten, ist diese fehlgeleitete Zitierweise generell unerlaubt. (Von einigen Seiten wurde deshalb sogar gefordert, dass sinngemäße, mit „Vgl.“ gekennzeichnete Zitat ganz abzuschaffen.)
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Nebenregel 7: Aus der Fehldeutung des indirekten Zitierens als bloße „Umformulierungstechnik“ folgt die Irrlehre: Sobald von einem Textteil eines fremden Werks einige wenige Wörter (oder sogar nur ein Wort) ersetzt wurden, sei ein direktes (wörtliches) Zitat nicht mehr möglich, und deshalb müsse indirekt (sinngemäß) zitiert werden. Das ist Unsinn: Vielmehr ist die Technik von vornherein sinnlos und es ist unerlaubt, nur einige wenige Wörter eines fremden Textteils zu ersetzen.
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<p class="box-header">Nebenregel 2</p>
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Sinngemäße Zitate können sich auf ganze Werke beziehen, wie etwa in diesem Beispiel: „Die Anwendung des Autopoiesis-Begriffs auf soziale Systeme (vgl. LUHMANN 1984) ist umstritten.“ Aus dieser Nebenregel folgt nicht, dass bei sinngemäßen Zitaten überhaupt nie Seitenzahlen angegeben werden müssen, wie es eine oft gehörte Missinterpretation der APA-Zitierweise in nicht-psychologischen Disziplinen annimmt: Sobald sich sinngemäße Zitate auf mehrere Seiten oder auf eine Stelle auf einer bestimmten Seite beziehen, sind diese Seitenzahlen entsprechend anzugeben. Dies gilt zumindest in allen Geistes- und Sozialwissenschaften mit Ausnahme der empirischen Psychologie.
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<p class="box-header">Nebenregel 3</p>
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Sinngemäße Zitate sind auch keine „Zusammenfassungen“ der Texte anderer, wie auch oft in Lehrbüchern fälschlicher Weise nachzulesen ist. Dabei handelt es sich allenfalls um Exzerpte, und diese sind lediglich als Vorstufe der eigentlichen wissenschaftlichen Arbeit zu betrachten. Selbstverständlich sind Zusammenfassungen fremder Positionen in ausnahmslos eigenen Worten möglich, aber dann ist dies gleich zu Beginn der Zusammenfassung klar anzugeben (etwa: „Im Folgenden fasse ich Habermas‘ Kritik des Fernsehens zusammen:“).
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<p class="box-header">Nebenregel 4</p>
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Der Quellenverweis mit „Vgl.“, welcher hauptsächlich in den Geisteswissenschaften Verwendung findet, in der Psychologie eine spezielle Bedeutung hat und in den Naturwissenschaften praktisch nicht verwendet wird, sollte immer ‚vor Ort‘ des sinngemäßen Zitats platziert, idealerweise bei längeren Sinneinheiten vor der sinngemäßen Wiedergabe oder bei kürzeren Sinneinheiten sofort danach.
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<p class="box-header">Nebenregel 5</p>
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Eine Platzierung des „Vgl.“-Quellenverweises am Ende eines Absatzes, der meist aus mehreren Sätzen besteht, oder gar am Ende eines (Unter-)Kapitels ist immer unerlaubt, weil damit für den Leser der Bezug des Quellenverweises auf den Text und das Ausmaß des sinngemäßen Zitats nicht mehr erkennbar ist. Die Diskussion darüber, ob der „Vgl.“-Quellenverweis vor oder nach dem Punkt des letzten Satzes eines Absatzes platziert werden soll („Bezug nur auf den letzten Satz oder den ganzen Absatz“), laufen daher ebenso ins Leere: Warum sollte sich ein sinngemäßes Zitat auf den letzten Satz eines Absatzes beziehen, was ist mit den restlichen Sätzen des Absatzes?
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<p class="box-header">Nebenregel 6</p>
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Da bloße Umformulierungen längerer Passagen aus fremden Werken mit einem „Vgl.“-Quellenverweis am Absatzende immer in die Nähe eines Plagiats geraten, ist diese fehlgeleitete Zitierweise generell unerlaubt. (Von einigen Seiten wurde deshalb sogar gefordert, dass sinngemäße, mit „Vgl.“ gekennzeichnete Zitat ganz abzuschaffen.)
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<p class="box-header">Nebenregel 7</p>
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Aus der Fehldeutung des indirekten Zitierens als bloße „Umformulierungstechnik“ folgt die Irrlehre: Sobald von einem Textteil eines fremden Werks einige wenige Wörter (oder sogar nur ein Wort) ersetzt wurden, sei ein direktes (wörtliches) Zitat nicht mehr möglich, und deshalb müsse indirekt (sinngemäß) zitiert werden. Das ist Unsinn: Vielmehr ist die Technik von vornherein sinnlos und es ist unerlaubt, nur einige wenige Wörter eines fremden Textteils zu ersetzen.
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Eine Regel der Art, wie viele Wörter ersetzt oder Sätze umgeschrieben sein müssen, damit man von einem korrekt sinngemäßen Zitat sprechen kann, kann es daher nicht geben, weil schon die der vermeintlichen Regel zugrunde liegenden Annahmen falsch sind.
 
Eine Regel der Art, wie viele Wörter ersetzt oder Sätze umgeschrieben sein müssen, damit man von einem korrekt sinngemäßen Zitat sprechen kann, kann es daher nicht geben, weil schon die der vermeintlichen Regel zugrunde liegenden Annahmen falsch sind.